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Arbeitszeitmodelle neu gedacht

Flexibilität & Reduzierung - Trend mit oder ohne Karriereeinbußen?


Die klassischen 9-to-5-Jobs sind in Zeiten, in denen die New Work Bewegung immer größer wird, Geschichte. Der Trend geht immer mehr Richtung flexible Arbeitszeitmodelle – in ganz Europa ergreifen immer mehr Unternehmen und Organisationen den Trend und versuchen ihn auf verschiedene Weisen umzusetzen. In der schnelllebigen Arbeitswelt denken immer mehr Unternehmen über flexible Arbeitszeitmodelle nach. Einige Unternehmen setzen bereits erfolgreich auf verkürzte Arbeitszeiten, während andere derzeit mit flexiblen Arbeitszeitmodellen experimentieren.



Doch von welchen klassischen Zeitmodellen kommen wir aktuell?


Hier einmal die gängigen Zeitmodelle zusammengefasst:

  • Vollzeit: Arbeitnehmer*innen arbeiten üblicherweise acht Stunden pro Tag und 38 bis 40 Stunden pro Woche, aufgeteilt auf fünf Tage.

  • Teilzeit: Arbeitnehmer*innen reduzieren ihre Arbeitsstunden oder Arbeitstage je nach Vereinbarung mit dem Unternehmen.

  • Schichtarbeit: Die Arbeitszeit wird in Tages-, Nacht- oder Frühschichten eingeteilt, was in einigen Branchen üblich ist.

  • Gleitzeit: Arbeitnehmer*innen können ihre Arbeitszeit innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens selbst bestimmen, wobei es auch fixe Kernzeiten geben kann.


Um Arbeitnehmer*innen noch mehr Flexibilität zu bieten, haben sich in den letzten Jahren zahlreiche weitere Arbeitszeitmodelle etabliert. Ein Beispiel ist das Arbeitszeitkonto oder Ampelkonto, bei dem Arbeitnehmer*innen ihre Arbeitszeit variieren und Minus- oder Plusstunden anhäufen können, um sie später auszugleichen. Auch die Vertrauensarbeitszeit ermöglicht Mitarbeiter*innen ihre Arbeitszeit freier zu gehalten und bietet, wie das Arbeitszeitkonto mehr Flexibilität durch die freie Gestaltung der Arbeitszeit, ohne dass der Arbeitgeber diese kontrolliert oder dokumentiert.


Doch diese Regelung wurde durch den EuGH am 14. Mai 2019 aufgehoben. Der Gerichtshof entschied, dass auch bei der Vertrauensarbeitszeit die genauen Arbeitsstunden erfasst werden müssen. Dabei ging insbesondere um den Schutz der Mitarbeiter*innen um aktiv überprüfen zu können, ob Mindestruhezeiten gewährleistet werden, sowie die Überprüfung der Einhaltung der maximalen Höchstarbeitszeit.


Doch ist das bereits alles an Flexibilität, welche die Arbeitnehmer*innen in ihren Arbeitszeitmodellen nutzen können?

Bei weitem nicht! Flexible Arbeitszeitmodelle wie Jobsharing, Jobsplitting, Sabbatical und unbegrenzter Urlaub gewinnen an Beliebtheit,

da sie es Arbeitnehmer*innen ermöglichen, Beruf und Privatleben besser zu vereinbaren. Unternehmen, die verschiedene Arbeitszeitmodelle anbieten, sind im Wettbewerb um Fachkräfte erfolgreicher, da hohe Gehälter und finanzielle Leistungen allein nicht mehr ausreichen. Durch die Anpassung an die Bedürfnisse der Mitarbeiter*innen können Unternehmen nicht nur wettbewerbsfähiger werden, sondern auch Fachkräfte langfristig binden, da sie eine ausgewogene Work-Life-Balance fördern.

Dadurch ist es wichtiger denn je als Arbeitgeber*in verschiedene flexible Möglichkeiten anzubieten, wie beispielsweise eine der neusten Trends: die Workation, welche wir bereits in einem anderen Blogbeitrag vorgestellt haben.

Auch bei flexiblen Möglichkeiten ist es für HR Abteilungen extrem wichtig klare Vereinbarungen für die jeweilig genutzten Modelle zu haben, um ein gutes Betriebsklima zu schaffen oder zu halten und um Missverständnisse zu vermeiden. Das passende Arbeitszeitmodell hängt von den Anforderungen des jeweiligen Unternehmens ab, einschließlich obligatorischer Zeiten, der Anzahl der Mitarbeiter*innen und interner Absprachen.

Wichtig: Falls ein Betriebsrat vorhanden ist, muss auch dessen Zustimmung für ein neues Arbeitszeitmodell eingeholt werden.

Manche Arbeitgeber*innen gehen noch einen Schritt weiter und bieten für Mitarbeiter*innen sogar unbegrenzten Urlaub (auch als Vertrauensurlaub bekannt) an. Das kann dazu führen, dass Arbeitnehmer*innen die Möglichkeit haben bei hoher Erschöpfung, trotz eigentlich verbrauchten Urlaubstagen, Urlaub zu nehmen. Das kann zu motivierteren und erholten Mitarbeiter*innen führen.


Nun ist die Frage, wohin geht der ganze Trend?

Ziel ist es langfristig die Arbeitszeit zu verkürzen, das kann entweder auf die einzelnen Tage gerechnet werden oder auf eine Verkürzung der Arbeitswoche. Das jedoch bei vollem Gehalt! Viele Unternehmen trauen sich bereits dieses Experiment bei sich selber auszuprobieren, meist durch die Vielzahl an Studien, die darauf hinweisen, dass der Mensch maximal fünf Stunden pro Tag konzentriert arbeiten kann, bevor seine Kreativität und Gedächtnisleistung nachlassen.

Dagegen ist das Buzzword 4-Tage-Woche auch vermehrt in den Medien zu hören. Viele Unternehmen im Vereinten Königreich haben an einem Experiment zur Einführung einer Vier-Tage-Woche als Pilotprojekt teilgenommen und ziehen eine positive Bilanz. Die Produktivität der Mitarbeitenden blieb dabei konstant oder stieg sogar leicht an. Zudem gab es einen positiven Einfluss auf die Work-Life-Balance und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden. Das Experiment wurde von der Vier-Tage-Woche-Kampagne unterstützt, die eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich fordert. Die Kampagne sieht in der Vier-Tage-Woche eine Möglichkeit, die Produktivität zu steigern und die Arbeitsbedingungen zu verbessern.

Jedoch hat ein Artikel der FAZ die kritischen Punkte bezüglich der Vier-Tage-Woche diskutiert. Zum einen wird aufgeführt, dass nicht jedes Unternehmen die Vier-Tage-Woche umsetzen kann, da es branchenabhängig ist. Zum anderen besteht die Gefahr, dass die Arbeitsbelastung auf die verbleibenden Arbeitstage verteilt wird und es dadurch zu einer Überlastung der Mitarbeiter kommt. Auch die Frage der Vergütung wird angesprochen, da eine Vier-Tage-Woche nicht zwangsläufig zu einer proportionalen Steigung der Produktivität führt und es daher fraglich ist, ob es finanziell und personell für jede*n Arbeitgeber*in zu stemmen ist. Zudem wird kritisiert, dass die Ergebnisse des britischen Experiments noch nicht abschließend bewertet werden können, da sie nur auf einer begrenzten Anzahl von Unternehmen beruhen und es keine Langzeitstudien gibt. Schließlich wird darauf hingewiesen, dass die Umsetzung einer Vier-Tage-Woche auch vom Engagement und der Flexibilität der Arbeitgeber und Arbeitnehmer abhängt.


Und nun?

Viele Unternehmen müssten gemeinsam mit ihren Mitarbeiter*innen und ihrer HR Abteilung analysieren, ob bereits durch Neustrukturierung von Prozessen und Abläufen Arbeitszeit eingespart werden kann, um sich generell besser zu organisieren und dieses Thema ist unabhängig von der Arbeitszeit.

Jede*r Arbeitgeber*in muss für das eigene Unternehmen entscheiden, ob eine Umstrukturierung und mögliche Arbeitszeitverkürzungen sinnvoll und lohnenswert sind. Und bei uns? Wir probieren beides aus: Always Beta! Wir haben einen Kollegen, der derzeit seine 40 Stunden Woche an vier Tagen abarbeitet bei vollem Gehalt, genauso wie einige Kolleg*innen ihre Arbeitszeit verkürzt haben oder ihre Anwesenheiten verändert haben – das allerdings mit Reduzierung des Gehalts.


Die Evolution der Arbeitswelt ist ein ständiger Prozess, und flexible Arbeitsmodelle sind eine Reaktion auf die veränderten Bedürfnisse von Mitarbeiter*innen und die Dynamik des Marktes. Der Fokus liegt immer mehr auf dem Wohlbefinden der Mitarbeiter*innen, ihrer Kreativität und Produktivität, und nicht nur auf der Anzahl der Stunden, die sie arbeiten. Es ist eine Balanceakt, der erfordert, die Bedürfnisse der Mitarbeiter*innen mit den Zielen des Unternehmens in Einklang zu bringen.

In der Zukunft könnten Arbeitsmodelle noch diversifizierter werden, indem sie auf Individualität und Vielfalt setzen. Die technologische Entwicklung, einschließlich der Nutzung von Künstlicher Intelligenz und Automatisierung, könnte ebenfalls eine entscheidende Rolle spielen, um mehr Raum für Flexibilität zu schaffen und gleichzeitig die Produktivität zu steigern.

Wir befinden uns in einer Phase des Experimentierens und Lernens. Jede*r Arbeitgeber*in und Mitarbeiter*in hat die Chance, aktiv die Zukunft der Arbeit mitzugestalten, indem er oder sie offen für Veränderungen bleibt, innovativ denkt und bereit ist, neue Arbeitsmodelle auszuprobieren. Es ist ein gemeinsames Bestreben, das nicht nur das Arbeitsleben, sondern auch das persönliche Leben bereichert und eine nachhaltige Arbeitskultur für kommende Generationen prägt.

Inmitten all dieser Entwicklungen und Herausforderungen sind wir bei meHRsalz stolz darauf, an der Spitze dieser Bewegung zu stehen. Indem wir verschiedene Modelle testen und anwenden,

nicht nur im Interesse des Unternehmens, sondern vor allem im Interesse unserer wertvollen Mitarbeiter*innen, setzen wir einen Standard für die Zukunft der Arbeit. Wir sind überzeugt, dass durch fortlaufende Innovation, Empathie und Zusammenarbeit eine Arbeitswelt entsteht, in der jeder Einzelne sein volles Potenzial entfalten kann, und das im Einklang mit einem erfüllten und ausgewogenen Leben. Und genau deshalb heißen flexible Arbeitszeitmodelle für uns die Schaffung individuell günstiger Arbeitsbedingungen und eben nicht, dass hier Karriereeinbußen in Kauf genommen werden!

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